Jo, interessante brief om te lezen.
Herrn
Friedrich Ernst Prowe
Wohlgeboren
à
Thorn
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Brzyskorzystew den 1. Juli 1841.
Lieber Vater!
Deinen letzten Brief nebst Packet habe ich richtig empfangen, wofür
ich dir vor Allem meinen aus dem tiefsten Grunde meines kindlichen
Herzens innigsten Dank abzolle und Gott möge dir für deine väter-
liche Theilnahme recht reichlich belohnen.
Mit tiefer Betrübniß erfüllte uns die Nachricht von dem Gerüchte
des Todes unseres so weit entfernten Onkles und unsere Hoffnung können
wir nur in die Zukunft legen, die entweder die jetzt schön gemachte
Wunde heilen oder vergrößern wird; doch Gott möge uns vor einem
solchen Unglücke bewahren.
Deinem Wunsche gemäß habe ich sogleich dem Onkle Wilhelm deine
Bitte um Erziehung des Fohlens der Schimmelstute vorgetragen, der
auch diese sogleich mit der größten Bereitwilligung bejahte und dich
recht herzlich bitten läßt, bei der Herführung des Fohlens nur ja selbst
herüberzukommen. Mit derselben Bitte wende auch ich mich an dich.
Was ich dir von unserer Wirtschaft zu schreiben habe ist folgendes:
Unser Getreide steht im Ganzen sehr gut. Der Roggen der sich anfangs
Frühjahr nicht recht erholen konnte, steht jetzt bedeutend schöner, als
im verflossenen Jahre und wir können einer reichlichen und frühen
Erndte entgegen sehen. Früh sag ich, indem er durch die am vergangenen
Sonntage großen Hitze überaus weiß geworden ist. Unser Weitzen, der
sich in diesem Jahre in einem sehr starken und gut bearbeiteten Boden
befindet, steht auf den meisten Stellen prachtvoll und selten findet
man solchen in unserer Umgegend. Trotz des starken Winters
ist uns Nichts vom Weitzen ausgefroren. Raps, den dies Jahr nicht
der Onkle gesaet hat, ist auf allen Gütern, wo er gesaet ist, gänzlich
ausgefroren. Teodor Wendisch schrieb auch aus Stettin hier an den
Onkle und bat ihn um genaue Auskunft, wie hier die Raps-Erndte
ausfallen wird, indem das Haus in welchem er sich jetzt befindet,
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eine Rapslieferung von mehrere tausend Wiespeln ins Ausland über-
nommen hat. Von dem Sommergetreide, dessen Saat wir vor zwei
Wochen beeinligt haben, kann ich noch Nichts beurtheilen, nur der jetzige
Witterung nach auß es ebenfalls eine gute Erndte geben. Die
Heuerndte haben wir gestern begonnen und Gott möge uns nur gute
Witterung dazu ertheilen. Was der Beschreibung
noch werth ist, sind die in diesem Jahre so häufig stattfindenden Ge-
witter, von denen jedes einzige eine nachtheilige Folge in unserer
Gegend übt. So zum Beispiel das erste erschlug einen guten Freund vom
Onkle Herrn von Loga auf Smarzykowo mitten auf seinem Felde. Das
zweite schlug auf dieser selben Stelle, wo nach dem Tode des Logar
seine hinterbliebene Witwe einen Mühlenstein einstweilen hinlegen ließ, um dann
diese Stelle mit einem Denkmale zu umgeben, diesen Stein in
mehreren tausend Stücken. Das Dritte steckte eine Scheune auf einem
Gute bei Bialoblott an. Und so hatte jedes seine üble Folgen.
Das vor acht Tagen hier stattfindende Gewitter schlug auf einem
nahe gelegenen Gute eine Frau todt, deren Arm ein Kind trug,
das aber lebend geblieben ist. Schrecklich und sehr stark war
das gestrige Gewitter in der Nacht.
Leopold hielt sich hier selbst eine ganze Woche auf, obgleich sein
gefonster Vorsatz war, nur einige Tage zu verweilen. Nehmlich
Montag den 17 Mai langte er doch mit Tante Wendisch hier an und Don-
nerstag, als am Tage der Abreise der Tantchen von hier, wollte auch er
durchaus seine Reise fortsetzen; allein an diesem Tage ließen wir
ihn nicht fort und Freitag, als Onkle bis Znin ihn abschickte, hatte er
das Unglück, daß an diesem Tage schon des Morgens früh um 5 Uhr
die Post abgefahren war und somit wurde er gezwungen erst
Sonnabend Nachmittags weiter zu reisen. Einen fröhlichen Abschied
nahmen wir an diesem Tage in Znin (bis hieher begleitete ich ihn)
von einander ab.
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Sehr unglücklich hatte dies Jahr wieder der Onkle die Wolle verkauft
indem er nur pro Zentner 47 Reichsthaler erhielt. Wäre er nach Posen zum Woll-
markte gefahren, so hätte er 55 Reichsthaler erhalten, was bei 17 und einen halben
Zentner, die die Schaafe diesmal nur gaben, doch schon einen Unterschied
von mehr als hundert Thaler macht. Heute bringt der Onkle die
Lammwolle, die wir gestern von der Schur der Lämmer erhalten haben,
nach Samocin, einem kleinen Städtchen vier Meilen von hier entfernt,
ab, und für welche er, da er sie zu gleicher Zeit schon verkaufte mit
der Schaafwolle, denselben Preis erhält.
Onkle und Tantchen grüßen Euch Alle recht herzlich und mit diesen
vereint auch ich. So lebet denn alle recht wohl und nimm noch-
mals meinen innigsten Dank für die geschickten Kleidungsstücke
und Geld. Insbesondere grüßt und wünscht wohl zu leben nochmals
Dir, Mutterchen und allen Geschwistern
Dein
Dich liebender Sohn
R. Prowe
NB. Heute reite ich noch nach Znin zum Arzte, um mir ein Attest
zu holen, über Verwundung einiger Fingertheile. Nehmlich vorgestern
als 29. Dienstags, fand hier ein Feiertag statt, und an diesem
Tage hüteten auf unserer Wiese hinterm Dorfe zwei Bauern aus einem
nahe gelegenen königlichen Bauern Dorfe; ich erfuhr dies von unserm
Voigte und setzte mich sogleich aufs Pferd um sie zu pfänden.
Allein unglücklicher Weise gerieth ich, nachdem ich sie durchs dießes Bauerndorf durch
bis auf der entgegengesetzten Seite verheblich verfolgte, im Handgemeng mehrerer dreizig baum-
förmiger Kerl, die mich mit Knitteln und Steinen warfen, so daß ich mehrere
Rückenstreifen und Fingerschlage erhielt. Onkle will sie verklagen, nachdem
sie seit 10 Jahren schon den größten Unfug mit unseren Wiesen gemacht haben. Zeugen
fanden sich auch gestern vor, welche freiwillig hier her kamen. Diese zwei Bauern
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die diese nichts würdigen Menschen angegeben
haben. Sie trieben es seit einer Woche sogar so weit, daß wenn
sie am hellen Tage hüteten und der Voigt oder
der jetzt gesniethete Feldwärter hinzu kamen, sie
mit höhnischem Gelächter und den gemeinsten Schimpf
ausdrücken sie zu sich riefen und sich nicht fort-
jagen ließen. Kosten werden sie aber schon
dafür bedeutende tragen müssen (wenigstens 150 reichsthaler)
Prowe.
Fortsetzung
Diese zwei Bauern sogar stehen unter polizeilicher
Aufsicht und dürfen nie ohne Erlaubniß des Schulzen
aus dem Dorfe reiten. Dies schriftliche Attest
brachten die Zeugen zum Beweise, daß sie mit uns
es freundschaftlich meinen. Die Zeugen selbst sind
ebenfalls aus diesem Dorfe Bauer. Ich hätte keine
Verwundungen (die auch nur sehr unbedeutend sind)
empfangen, wenn ich nicht mit den Pferde
im Sumpfe stecken geblieben wäre. Doch durch
diesen Vorfall wird das Hüten und der Schaden auf-
hören.
Andreas, wat een mooie en interessante brief. Hartelijk dank.
Jo Strijbosch
zei op dinsdag 21 oktober 2025 - 19:54